Ein paar Gedanken zur Heim-EM

Eine tolle Tischtennis-EM im eigenen Land liegt hinter uns. Für Dima Ovtcharov war es einer der besten Turniere seit Jahren. Neben tollen Matches lag dies vor allem auch an der Stimmung in der am Wochenende prallgefüllten Rudi-Sedlmayer Halle. Sogar die spätere Europameisterin Polcanova bedankte sich nach einem irren Match gegen Sabine Winter im Halbfinale bei dem grandiosen Publikum, was überwiegend natürlich zu Winter gehalten hatte. Aber auch das zeigt einfach einmal mehr warum Tischtennis so „symphatisch“ ist und was auch diese Em ausgemacht hat. In diesem Sport gönnt der eine der Spieler dem anderen den Erfolg. Es gibt nur selten wirkliche verbale Entgleisungen. Die Spieler verdienen nicht übertrieben viel Geld  und strahlen eine tiefe Demut aus. Selbst die zwei traurigsten Momente der EM, wo Karlsson und Mittelham beide verletzt aufgeben mussten wurden zum Zeichen für gelebtes Fair-Play. Sowohl Jorgic als auch Polcanova ging es zuerst darum ihre Gegner in dieser schweren Situation zu trösten als ihren Erfolg zu feiern.
Sportlich lief es für Deutschland, wenn man etwas hart ist, schlecht und sehr gut. Schlecht weil im Doppel nur wenig zusammenlief und keine Paarung es bis ins Halbfinale schaffte. Sehr gut, weil im Einzel vier der acht Halbfinalisten bei den Damen und Herren zusammengerechnet aus Deutschland kamen. Sabine Winter spielte dabei im Halbfinale das Spiel ihres Lebens. Sie lieferte sich mit Polcanova ein Duell auf Augenhöhe, wo Winter einen 1:3 Rückstand egalisierte und ganz knapp im siebten Satz den Finaleinzug verpasste. Da wäre es schon spannend gewesen zu sehen, ob Nina Mittelham Polcanova verletzungsfrei im Finale geschlagen hätte. Polcanova hat sich als Gewinnerin von insgesamt drei Medallien den Titel aber auch total verdient. Mittelham wird mit Sicherheit in den nächsten Jahren den Einzeltitel holen. Vielleicht wird es dann aber aus Deutschland noch zwei Konkurrentinnen mehr geben. Schreiner und Kaufmann deuteten beide an, dass mit ihnen in den kommenden Jahren zu rechnen ist. Beide schieden jeweils im siebten Satz knapp zu Beginn der KO-Runde aus.
Bei den Herren sprengte Dang Qiu nochmal alle Erwartungen. Spätestens nach dem Sieg gegen Timo Boll im Viertelfinale war klar, dass er ein heißer Favorit auf den Titel sein würde. Die Entwicklung von ihm ist einfach unfassbar. Das zeigt das Borussia Düsseldorf letztes Jahr mit dem Transfer aus Grünwettersbach alles richtig gemacht hat. Mit Kay Stumper wird in den nächsten Jahren ein weiteres deutsches Top-Talent ebenfalls den Sprung nach oben schaffen. Da dürfte es eine spannende TTBL-Saison werden, wo sich Saarbrücken, Düsseldorf und Neu-Ulm (sollten die aufgestellten Top-Stars zum Einsatz kommen) einen Dreikampf um den Titel liefern werden.
Boll und Ovtcharov schafften es bei der EM nur ins Viertelfinale. Dies lag zum Einen daran das beide vorher verletzt waren, aber auch an Qiu und Karlsson die auf einem unfassbaren Level spielten. Karlsson wäre der Titel ohne Verletzung auf jeden Fall auch zuzutrauen gewesen.
Sportlich ansehnliches Tischtennis, eine tolle Fankultur und gelebtes Fair-Play – so wird die EM im eigenen Land mit Sicherheit in Erinnerung bleiben.

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